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Wie hilft man seinem Hund zum Erfolg...

Wochenend-Dummyseminar zum Thema "Markieren"

Nun sitze ich vor meinem PC, einen glücklichen Golden zu meinen Füßen, der unter Tinekes kundiger Anleitung doch noch ein anständiger Apportierhund werden will, und lasse ein wunderschönes, lehrreiches Wochenendseminar mit Tineke Revue passieren.
Didaktisch, methodisch und auch pädagogisch hatte Tineke wie immer alles gut durchdacht und vorbereitet. Jeder Teilnehmer erhielt zu Beginn einen laminierten Merkzettel, auf dem die wichtigsten Faktoren für den Trainingsaufbau notiert sind: Wind/Gelände/Entfernung/Dummyfarbe/Bewuchs/Aufgaben der Helfer/Winkel bei Mehrfachmarkierungen. Neun Retriever, darunter zwei schwarze und ein gelber Labi, am zweiten Tag auch ein junger Flat, waren mit ihren Hf angetreten. Zuschauer wurden selbstverständlich als Helfer angelernt und eingesetzt. Auch ein Helfer muss ausgebildet werden und trägt eine hohe Verantwortung für den Traingsaufbau. Er muss nicht nur werfen können, sondern konzentriert auf Tinekes Handzeichen achten, welche Hilfe dem Hund gegeben werden muss, um zum Erfolg zu kommen. Und da sind wir schon beim wichtigsten Teil des Trainingsaufbaues: Teambesprechung! Nachdem Tineke sich einen Überblick über den Leistungsstand und das Alter der Hunde verschafft hatte, stellte sie Übungsteams zusammen, die ihre Trainingsaufgabe für den Hund selbst ausdenken sollten.’Was soll der Hund üben? Wo soll das Dummy fallen?Woher kommt der Wind?’ Warum der Wind wichtig sei bei einer Markierung, mussten wir selbst herausfinden. Warum muss der Werfer in den Wind werfen? Ja, weil der Hund Nase hat. Falls der Hund sich am Werfer orientiert, was die meisten Hunde anfangs machen, kann er den Wind sinnvoll nutzen und Witterung vom Dummy bekommen. Was stellte sich nach der ersten Aufgabe heraus? Keiner hatte dem Helfer Anweisungen gegeben, was er machen soll, um dem Hund zum Erfolg zu verhelfen. Spätestens in dem Augenblick merkten wir, dass gar nicht unsere Hunde ausgebildet wurden, sondern wir Hf und die Helfer. Na ja, wer schon Seminare bei Tineke besucht hat, weiß wenigstens, dass verleitende Abfälle auf einer Wiese (z.B. weißes Papier) entfernt werden müssen. Als Müllsammler hatten wir uns schon betätigt und konnten wenigstens ein bisschen vor Tineke bestehen.

 

Mit dem Betrachten des Bewuchses ist es noch nicht getan. Tineke schulte unsere Augen wie ein Optikermeister für Ferngläser. So bewies sie, dass ein weißer Meilenstein weit hinter der Fallstelle des Dummys für den Hund eine Orientierungshilfe gewesen war. Soll der Hund aber lernen, in einer endlos weiten, freien Fläche zu markieren, muss man auch solche Geländemerkmale beachten. So wurden unsere Augen zu hochqualifizierten Fotoapparaten, die aber auch jedes Detail wahrnahmen. Am zweiten Tag folgten Aufgaben, bei denen der Hund auch den Werfer nicht mehr als Orientierungshilfe nutzen konnte.
Kann es sein, dass ein punktgenauer Markierer die Nase zu wenig einsetzt? Tineke bewies es. Da wurde schnell mal ein Dummy in höheren Bewuchs geworfen und, wenn der Hund sich hinsichtlich der Tiefe verschätzt hatte, lief er am Dummy vorbei. Durch Ausnutzen des Windes verhalf Tineke den Hunden dazu, sich wieder auf ihre Nase zu verlassen. Der Erfolg faszinierte.
Wie hilft man einem Hund zum Erfolg, wenn er die Flugbahn des Dummys nur kurz sehen kann, die Fallstelle aber nicht? Dazu wurden Hf mit Hund am Fuße des Deiches postiert, der Helfer auf der anderen Seite. Und das kleine Wundermittel ist ein weißes Dummy, das natürlich auf ganz kurzen Bewuchs fällt. Der Hund wird durch phantasievolle Geräusche des Werfers aufmerksam gemacht, sieht das Dummy fliegen und wird nach ein paar Sekunden geschickt. Wir mussten auch in Gedanken die Sekunden zählen und variieren, damit der Hund nicht eine ‚innere Uhr’ entwickelt und gar nicht wirklich auf unser(!) Kommando hört. Hund wird also geschickt, läuft auf den Deich, verhofft evtl. kurz und erblickt das weiße Dummy. Juhuuu! Erfolg! Später werden die Dummys immer dunkler. Dann aber hat der Hund Vertrauen (das wichtigste Zauberwort in Tinekes Vokabular) aufgebaut, stellt seine eigenen Markierberechnung an und setzt schließlich vor allem seine Nase ein. – Und wo gibt es die schönen weißen Dummys? Tineke hat immer ein Sortiment weißer Socken dabei, die mittlerweile jeder Kenner von Tinekes Arbeitsweise auch in der Dummytasche hat, wenn er sie nicht zu Hause vergessen hat:)

 

Tinekes aufmerksamen Augen entging nicht, dass einige Hunde im entscheidenden Augenblick zu ihrem Hf hochblickten, statt sich auf das Markieren zu konzentrieren. Als Hf bemerkt man das kaum, weil man selbst ja auch die Flugbahn beobachtet. Um dem Phänomen abzuhelfen, wurde der Hund nur geschickt, wenn er konzentriert das Dummy markiert hatte. So ein winziges Detail kann eben auch zum Misserfolg führen. Also braucht man jemanden, der hinter einem steht und nur darauf achtet, wohin der Hund denn blickt. Wahrscheinlich wären wir Hf besser mit Argus-Augen zur Welt gekommen, dessen 100 Augen ja nichts entgangen sein soll.
Entspannte, freudig arbeitende Hunde, Hf und Helfer versammelten sich auch am zweiten Tag. Tineke schafft stets eine lockere Atmosphäre. Es gibt kein hartes Wort. Das wichtigste ist immer die Ursachenerforschung, wenn ein Hund nicht zum Erfolg kommt. Scheint er etwas anders zu machen, als zum Dummy zu laufen, kann das eine Übersprungshandlung aus Verunsicherung sein. Wodurch wurde der Hund irritiert? Dann wird der Hund nach einer Pause eben unter Vermeidung möglicher Störungen erneut in die Aufgabe geschickt. Und das Schöne an diesem Seminar und besonders der Gruppe war: Jeder freute sich über die Fortschritte und Erfolge jeden Teilnehmers.
So wurden an den zwei Tagen alle möglichen Schwierigkeitsgrade bei Markierungen aufgebaut und geübt, wobei auch „Memories“ nicht fehlten. Jeder Hf durfte den Schwierigkeitsgrad (Winkel, weißes oder dunkles Dummy für das „Memory“ ) selbst wählen. Wer seinen Hund unterschätzte, wurde von Tineke angeleitet. Und sie hatte bei jedem Hund mit ihrer Einschätzung Recht.
Zwei Goldens und zwei Labis durften gegen Ende der Veranstaltung noch eine ganz schwierige Markierung arbeiten. Hf steht auf einem Plateau, vor sich ein breiter Graben, dann eine deichartige, von Gestrüpp überwucherte Erdaufwerfung, dahinter – nicht mehr einsehbar ein großes Feld, ebenfalls von Gestrüpp überwuchert. Werfer nicht zu sehen, nur die Flugbahn des Dummys. Es war eine Freude zu sehen, wie die Hunde auch nach zwei Tagen intensiven Trainings auf Kommando losstürmten und schließlich mit der Beute zurückkamen. Tineke erläuterte, dass jeder Hund seine eigene Strategie hatte – bei guter Markierungsarbeit –, zügig das Dummy zu finden. Für den Rückweg haben alle Hund clever einen Einschnitt in der Hügellandschaft gewählt. Retriever sind eben intelligent!
Zum Schluss hatten alle Hunde und ihre Hf ihre jeweiligen Fortschritte gemacht, die Helfer, denen ganz besonders für ihren stimmlichen und körperlichen Einsatz gedankt werden muss, waren hochqualifiziert.
Diese kleine ‚Blütenlese’ aus Tinekes Wochenendseminar mag genügen.

© Ulrike Gürtler

 
Dummyarbeit in Theorie und Praxis