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Lichtblicke...

Shannon - seit fast neun Jahren im Dienst...

…das sind wir für unsere Hunde und unsere Hunde für uns. Die meisten Hundebesitzer können sich kaum noch ein Leben ohne ihren geliebten Vierbeiner vorstellen. Dennoch, eines Tages ist er da, der Abschied und dann bleiben nur noch Erinnerungen, ein paar Fotos und der schmerzliche Gedanke, dass es vorbei ist.

So geht es vielen Senioren, denen der Hund ein treuer und zuverlässiger Begleiter war. Ein Ersatz kommt häufig nicht mehr in Frage, da die körperlichen Gebrechen zunehmen und das eigene Schicksal immer weniger vorhersehbar wird. Ein kleiner Sturz (der häufig zu einem Oberschenkelhalsbruch führt), zunehmende Vergesslichkeit oder eine andere plötzlich auftretende Krankheit sorgen häufig für einen schnellen und nicht geplanten Umzug in ein Altenheim.
Der Schock ist in der Regel groß, schließlich wird das Leben nochmals komplett umgekrempelt. Das ist schlimm. Aber: es gibt die Chance für einen Neubeginn!
Viele Altenheime haben in den letzten Jahren ein umfassendes Qualitätsmanagement eingeführt, in welchem die Bewohnerzufriedenheit und die individuelle Betreuung einen großen Schwerpunkt bilden. Dazu gehört vor allen das biographische Arbeiten, d.h. persönliche Lebensumstände und Interessen bestimmen die pflegerische Betreuung und das Handeln des Pflegepersonals.
So ist es nicht verwunderlich, dass die ehemals sterilen, krankenhausähnlichen Gebäude zunehmend wohnlicher gestaltet werden und auch die tagesstrukturierenden Angebote den Bedürfnissen und Wünschen der Senioren angepasst werden.

Aus diesem Grunde ermöglichen viele Seniorenheime den Umgang mit Tieren, wobei in den letzten Jahren die Hundebesuchsdienste im Vordergrund stehen und zunehmend populärer werden. Diese Besuche können auf sehr unterschiedliche Weise durchgeführt werden und zwar als Einzelbesuche, sowohl auf den Zimmern als auch in den Gemeinschaftsräumen, oder als Gruppenangebot in Kooperation mit anderen Hundebesitzern. Wichtig ist, dass vorab einige Voraussetzungen geklärt werden. So sollte sich der Hundebesitzer darüber im klaren sein, dass er mit seinem Hund stets als Team auftritt: mal steht bei der Begegnung mit einem alten Menschen der Hund im Mittelpunkt (Streicheleinheiten, Leckerchen geben), mal aber auch der Hundeführer, der als wertvoller Gesprächspartner wichtig ist und Empathie entgegenbringt.

Bei der Auswahl des Hundes gibt es verschiedene Vorgehensweisen. Einige Vereine, die Besuchsdienste organisieren und vermitteln, bieten spezielle Ausbildungen für den Hund und den Besitzer an, andere führen vorab sog. Wesensteste durch oder es gibt den einfachen „Wir-probieren-es-einfach-mal“-Einstieg.
Hier möchte ich nun berichten, wie es seit vielen Jahren bei der Regionalgruppe Essen von „Tiere helfen Menschen e.V.“ praktiziert wird. Zunächst erfolgt ein (meist telefonisches) ausführliches Gespräch, in dem über den Ablauf und die Häufigkeit eines Besuchsdienstes informiert wird. Dann berichtet der Hundebesitzer über seinen Hund (Rasse, Alter, Ausbildungsstand, Charakter etc.) und warum er diese ehrenamtliche Tätigkeit übernehmen möchte. Er darf dann bei einem Besuchsprogramm hospitieren, zunächst jedoch ohne Hund, um alles in Ruhe beobachten zu können. Im anschließenden Gespräch werden gemeinsam die Eindrücke erörtert und allgemeine organisatorische Fragen geklärt (gültige Haftpflichtversicherung, Entwurmung, gesundheitlicher Zustand des Tieres, zeitliche Ressourcen des Hundebesitzers). Dann wird ein Termin zu einem Eignungstest vereinbart, der von zwei erfahrenen Besuchsdienstlern in einer „Einrichtung vor Ort“ durchgeführt wird. Es gibt u.a. folgende Testsituationen, bei denen die Reaktion des Hundes überprüft wird: Verhalten bei der Begrüßung mit Fremdpersonen, mit Beute, bei Berührungen, im Spiel, bei Geräuschen (Küchenwagen, plötzliches Herunterfallen von Gegenständen), im Aufzug, bei herumliegenden Lebensmitteln, beim Kontakt mit Rollstühlen, Rollatoren und Gehstöcken, bei Besuchen im Zimmer oder im Gemeinschaftsraum, beim Kontakt mit einem anderen Hund. Außerdem wird die Führigkeit und der Gehorsam beobachtet. Bei diesem Test geht es nicht darum, ob ein Hund besteht oder durchfällt. Wir möchten in erster Linie feststellen, in welchem Bereich der Hund am besten einzusetzen ist. So kann es durchaus sein, dass ein sensibler und etwas unsicherer Hund, zunächst nur für Zimmerbesuche geeignet ist.
In der Regel lernen die Hunde schnell, dass der Besuch in einem Seniorenheim mit einer Reihe von Annehmlichkeiten verbunden ist, schließlich gibt es genügend Streicheleinheiten und Leckerchen. Nach ein paar Besuchen stürmen die meisten Hunde durch die Tür und können es kaum erwarten, dass ihr „Job“ los geht. Dabei sind die „Leckerchen“ nicht leicht verdient, sondern bedeuten meist (für den Menschen oft nicht sichtbar) harte Arbeit. Schließlich müssen die Hunde in dieser Stunde die Berührungen von vielen Menschen ertragen und sich diszipliniert verhalten. Dazu kommen ständige akustische und optische Reize, aber auch das Wahrnehmen von Tod und Krankheit.

Die Begegnung mit den Hunden sind für die Senioren Lichtblicke im Lebensalltag. Es ist unerheblich, wie krank oder alt der Mensch ist und auch die sprachlichen Fähigkeiten spielen keine Rolle. Hund und Mensch verstehen sich ohne Worte und nehmen sich ohne Vorurteile gegenseitig an. Der Erlanger Psychologe Erhard Olbrich spricht hier vom ,,Aschenputtel-Effekt”: In den Augen eines Tieres werde selbst das faltige Gesicht der alten Frau ,,zum Antlitz einer Prinzessin”.
Eine besondere Anforderung wird auch an den Hundebesitzer gestellt, da er oft nicht über genügend Erfahrung im Umgang mit alten Menschen und deren Krankheitsbildern verfügt. Daher ist eine regelmäßige Begleitung durch einen festen Mitarbeiter der Einrichtung unerlässlich. Ebenfalls sollte eine regelmäßige Teilnahme an Fortbildungen ermöglicht werden.

Selbstverständlich können Hundebesuchsdienste auch in Kindergärten, Schulen oder Behindertenheime durchgeführt werden. Unter der Adresse: http://www.tiergestuetzte-therapie.de/
finden Sie ausführliche Informationen.

© Cordula Wojahn-Willaschek

Erschienen im Dezember 2005, Clubzeizung des Retriever Traings Treff e.V.

 
Pressestimmen
Deutsches Hundemagazin - Hundebesuch im Altenheim