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Schäden am Kniegelenk

Die Ursachen für Schäden am Kniegelenk des Hundes sind im Unterschied zum Menschen nicht vorwiegend Traumata (Skifahrer, Fußballer etc) sondern degenerative Prozesse, die die Kniegelenke unserer Hunde schneller verschleißen lassen.
 
Wir sehen chronisch degenerativ veränderte Kniegelenke mit deutlichen Röntgenveränderungen bereits bei Hunden im Alter von 6-8 Monaten. Hierfür verantwortlich ist in den meisten Fällen eine nicht korrekte Anatomie mit falscher Winkelung und/oder Dysplasie verschiedener Gelenksanteile. Infolgedessen werden einzelne Strukturen des Gelenkes z.B. die Menisken und/oder die Kreuzbänder überdimensional beansprucht und entwickeln schon früh fatale Verschleißerscheinungen. Der letztendlich stattfindende Kreuzbandriss mit oder ohne Meniskusschaden ist deswegen logischerweise eine Folge, nicht die Ursache der Kniegelenkserkrankung. Hält man sich diese Entstehungsweise des Kreuzbandrisses vor Augen, wird verständlich, warum viele Hunde immer mal wieder milde, durch Entzündungshemmer zu lindernde Lahmheiten zeigen, bevor sie dann irgendwann doch einen Kreuzbandriss bekommen. Die Lahmheit tritt dann in der Regel hoch akut auf und ist durch Medikamente nicht oder nur unbefriedigend zu beeinflussen. Betrachtet man das komplizierte dynamische Zusammenwirken der einzelnen Inneneinrichtungen des Kniegelenks, wird auch deutlich, warum eigentlich immer zuerst der Kreuzbandriss und dann der Meniskusschaden auftreten, bzw. warum Hunde mit vermutetem isoliertem Meniskusschaden regelmäßig innerhalb kurzer Zeit auch einen Kreuzbandriss bekommen.
 
In jedem Falle sind diese Hunde OP-Kandidaten, wobei man auf eine möglichst optimale Wiederherstellung der Stabilität und funktionellen Strukturen sowie die Entfernung eindeutig (!) geschädigter Meniskusanteile achten sollte. Dies ist heutzutage per minimal invasiver Methode (Arthroskopie) (noch??) nicht möglich. Die Beurteilung des Meniskus bei nicht gerissenem Kreuzband ist schon gar nicht möglich, da das intakte Kreuzband die Sicht auf die betroffenen Meniskusanteile komplett verlegt. Im Unterschied zu Ellbogen- und Schultergelenk ist die arthroskopische Untersuchung und/oder Behandlung des Kniegelenks (im großen Unterschied zur Humanmedizin!) eine ziemlich frustrierende Angelegenheit weshalb die meisten Kollegen, die sich (wie ich) in ihrem ersten Enthusiasmus jahrelang damit abgemüht haben, heutzutage wieder davon abgekommen sind. Die Indikation für eine Arthroskopie des Kniegelenks sehe ich heutzutage eigentlich nur noch (wenn überhaupt) in einem vermuteten teilweisen Kreuzbandriss, dem Verdacht auf eine autoimmune Gelenkserkrankung und in der Inspektion bereits operierter und dennoch schmerzhafter Kniegelenke. In diesen Fällen liegt der Vorteil klar in der viel schnelleren Rehabilitation und dem geringeren postoperativen Schmerz.
 
© Dr. med. vet. Susanne Wisniewski